Krank


 

Wenn man so krank ist, dass man nicht arbeiten kann, geht man zum Arzt. Zum einen, weil man notgedrungen eine Krankmeldung braucht und zum anderen, weil man wissen will, was einem fehlt – sofern man das nicht schon selbst weiß, wenn man die Praxis betritt. Im Idealfall stellt der Arzt eine Diagnose, verordnet falls nötig Medikamente, oder schickt einen bei schweren Erkrankungen, oder nötigen Operationen, direkt ins nächste Krankenhaus. Handelt es sich beispielsweise nur um einen schweren grippalen Infekt, dann weiß man, dass man in ein bis zwei Wochen wieder gesund sein wird, oder man je nach Diagnose vielleicht noch etwas länger Geduld haben muss, bis alles wieder gut ist.

Manchmal geht man aber auch zum Arzt ohne zu wissen, was einem fehlt. Bestenfalls weiß es aber dann der Arzt, oder er hat zumindest einen Verdacht. Wenn man einigermaßen Glück hat, bestätigt sich der Verdacht und man kann eine angemessene Therapie beginnen. Hat man aber Pech und der Arzt weiß auch nicht so recht weiter, dann geht die Odyssee meist richtig los – man wandert unter Umständen von einem Facharzt zum nächsten, zu immer neuen Untersuchungen und Blutentnahmen, bis endlich einmal etwas gefunden wird.

Leider gehöre ich selbst gerade zur Gruppe er Pechvögel. Seit Mitte Januar bin ich schon krank, ohne zu wissen, was mir eigentlich fehlt.

Am Anfang lässt sich das noch ganz gut wegstecken – man hofft, dass sich bald etwas finden lässt und man dann schnell wieder fit ist. Aber mit jeder Woche mehr, die vergeht, macht sich ein mulmiges Gefühl breit und aus diesem mulmigen Gefühl wird irgendwann Angst, dass einem etwas schlimmes fehlen könnte und man vielleicht nicht mehr gesund wird.

Bei mir begann es eigentlich relativ unspektakulär. Nach drei Wochen Weihnachtsferien fühlte ich mich nicht gerade erholt und ausgeruht – irgendetwas fehlte mir, aber ich wusste nicht so recht was. Zunächst dachte ich nur an einen Vitamin- oder Mineralstoffmangel und beschloss das einmal untersuchen zu lassen. Da ich ja noch nicht richtig krank war, ging ich erst einmal zur Arbeit. Am erste Arbeitstag lief es schon mehr schlecht als recht und am zweiten und dritten wurde es immer schlimmer. Dinge, die mir sonst leicht von der Hand gehen, fielen plötzlich sehr schwer und ich schleppte mich förmlich durch die Tage. Bereits am 3. Tag kündigte sich dann ein grippaler Infekt an und so hatte ich wenigstens einen triftigen Grund zum Arzt zu gehen. Mein Blut wurde untersucht und bis auf einen Vitamin D-Mangel war alles unauffällig. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch die Hoffnung, dass es mir mit ein paar Vitaminpillen schnell wieder besser gehen würde – aber weit gefehlt.

Der Infekt war zwar nach zwei Wochen auf dem Rückzug, aber schon in er zweiten Woche hatte sich noch ein neues Symptom dazugesellt. Kennt ihr das Gefühl, wenn man sich fürchterlich erschrocken, oder große Angst hat und man vor lauter Adrenalin zittrige Beine und weiche Knie bekommt? Mit diesem Gefühl in den Beinen laufe ich seit nunmehr etliche Wochen herum und es ist alles andere als spaßig, denn jeder weite Gang wird zum Kraftakt und ein gemütlicher Spaziergang mutiert fast zur Unmöglichkeit.

Anfangs dachte meine Hausärztin an eine mögliche Reaktion auf das Vitamin, aber auch daran, dass etwas Neurologisches dahinter stecken könnte. Wenige Tage, nachdem der erste Infekt abgeklungen war, kündigte sich bereits er nächste an. Fazit meiner Ärztin: Mein Immunsystem scheint ziemlich angeschlagen zu sein – wundert mich nicht wirklich, denn ich habe ein Jahr lang Methotrexat gespritzt, aber laut meiner Ärztin kann das nicht ursächlich für meine Symptomatik sein. Inzwischen wurde noch auf Epstein-Barr-Virus und diverse andere Vitamine getestet, aber alles ohne nennenswerte Ergebnisse. Der Termin beim Neurologen steht noch an, ebenso ein Borreliose-Test. Ein Ende ist also noch nicht abzusehen, aber ich hoffe immer noch auf Besserung. Endlich zu wissen, was mir eigentlich fehlt und was man dagegen tun kann, bzw. wie lang ich noch geduldig sein muss, würde das Ganze aber entschieden erleichtern. Jeder, der sich mit irgendwelchen diffusen Symptomen herumplagt, kann das sicher nur zu gut verstehen. Nichts ist so beschisseneiden, wie eine Krankheit, die eigentlich noch gar keine ist.

10 Kommentare

    1. Vielen Dank, Claus : )

      Dr. Gumpert kenne ich nicht und an Arthritis leide ich auch nicht – aber es gibt noch diverse Autoimmunerkrankungen, die mit Methotrexat behandelt werden, wie z.B. Psoriasis.

      Wenn ich allerdings vorher geahnt hätte, was ich meinem Immunsystem damit antue, hätte ich mir das Zeug aus dem Bauch gelassen – auch wenn ich (noch) nicht weiß, ob und inwieweit das nun mit meinen anderen Symptomen zusammenhängt.

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    2. Willst du mir damit sagen, dass du das Zeug auch nimmst? Dann würde es mich echt interessieren, wie lang schon und wie du damit klar kommst.

      Edit: Jetzt habe ich deine letzte Antwort im Zusammenhang gelesen und da erübrigt sich wohl meine Frage.

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    1. Auch wenn die Erwähnung Ihres Namens nicht meinerseits erfolgte, sondern durch einen anderen Blogger, sage ich trotzdem stellvertretend einfach mal „Gern geschehen“.

      Wie Sie vielleicht bemerkt haben, ist dieser Post schon viele Jahre alt und da ich jetzt noch keine Zeit zum eruieren hatte, weiß ich auch nicht, in welchem Kontext Sie seinerzeit laut meinem Mitblogger das MTX empfohlen haben. Nach leidvoller Erfahrung stehe ich persönlich allerdings diesem Medikament inzwischen recht kritisch gegenüber. Meine Symptome sauerten ja mit Veröffentlichung dieses Beitrag weiterhin an und der Termin beim Neurologen stand noch aus.

      Zu eingehenden neurologischen Untersuchungen war ich seinerzeit im Uniklinikum Marburg. Nachdem ich dem Neurologen berichtet hatte, dass ich mir über einen längeren Zeitraum MTX gespritzt habe, lag für ihn der Fall schon vor Untersuchung klar auf der Hand, woher meine Symptome kamen. Zum Glück hatte ich durch das MTX keine gravierenden Nervenschädigungen davongetragen, sondern laut diesem Neurologen nach eingehenden Untersuchungen nur eine leichte Lässion. Er sagte mir damals auch, dass man bei einer Nervenschädigung praktisch nichts mehr machen könnte und ich damit Leben müsste. Nach den Untersuchungen konnte er wie gesagt keine gravierende Schädigung feststellen und nach weiteren etlichen Wochen waren die Symptome dann auch wieder weg.

      Rückblickend kann ich nur sagen, dass ich sehr froh bin auf meinen Bauch gehört zu haben, denn ich hatte schon ca. zwei Wochen vor Ausbruch der Symptome ein ungutes Gefühl und das MTX kurzerhand abgesetzt. Nach dieser für mich sehr leidvollen Erfahrung habe ich nie wieder MTX genommen und gelernt, die Psoriasis einfach zu akzeptieren.

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