Lockdown II

Nun ist es also vollbracht. Das erste Weihnachtsfest in einem Lockdown. Ehrlich gesagt hatte ich im Vorfeld schon ein bisschen Horror vor den Feiertagen, denn mit der Gewissheit des zweiten Lockdowns war klar, dass diese Tage noch stiller und einsamer würden, als eh schon angenommen. Zu der Tatsache, dass mein einziges Kind die Feiertage zuhause im Rheinland verbringen würde, gesellte sich recht bald der Verdacht, dass auch spontane Treffen im engsten Freundeskreis eher ausfallen würden. Also brauchte es einen Plan, vor allem den Heiligabend mit Anstand und ohne größere Heulorgien hinter mich zu bringen.

In Ermangelung eines echten Baumes, für den ich auch keine Notwendigkeit sehe, wenn ich die Feiertage eh allein verbringe, habe ich in guter alter Tradition mein Fünfzig-Cent-Bäumchen wieder ausgegraben. Als Novum aber erstmalig mit Nadel und Faden geschmückt, was schon ordentlich Zeit in Anspruch genommen hat. Die Sternchen hatte mir eine liebe Freundin schon in der Adventszeit in die Hände gespielt. Der eigentliche Zweck – als Deko in einem Päckchen – entpuppte sich recht schnell als perfekter Baumschmuck. Anschließend in der Badewanne stand auch alsbald der Plan für den Rest des Tages.

16:00 Uhr: Chevy Chase im TV (ohne die „Schöne Bescherung“ ist es für mich kein richtiger Heiligabend ;-))

18:00 Uhr: Kerze anzünden (und dabei fest an liebe Menschen denken)

19:00 Uhr: Essen

20:00 Uhr: Geschenke auspacken

20:30 Uhr: Weinvorräte sichten und den Abend ausklingen lassen

Diesen Plan habe ich gnadenlos und fast minutiös durchgezogen. Erstaunlich, dass man eine Bescherung auch zelebrieren kann, wenn außer der Katz‘ und einem selbst niemand anwesend ist ^^ Mit dem Auspacken der Geschenke wurden auch die eh schon vorhandenen Weinvorräte noch weiter aufgefüllt – was sollte da für die restlichen Weihnachtstage noch schief gehen?!

Nein, ich habe heute keinen Kater – meine Katz‘ ist immer noch weiblich ;-) Größere Alkoholexzesse blieben die letzten Tage aus, geheult habe ich nur kurz bei meiner einsamen Bescherung und somit habe ich das zurückliegende Weihnachtsfest trotz Lockdown gut hinter mich gebracht. Kein Neid auf Jene, die dieses Fest gemeinsam feiern konnten, aber auch keine Verpflichtungen und kein Stress. Einfach nur Ruhe und so etwas wie Frieden; und die Gewissheit, dass man auch mit sich allein zufrieden sein und das Es war doch schon immer so eigentlich gar nicht braucht.

Jetzt sind sie da – die Tage zwischen den Jahren. Eigentlich sollte meine Tochter jetzt bei mir sein. So war es zumindest schon lang vor Weihnachten geplant. Aber der erneute Lockdown hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir leben in verschiedenen Bundesländern und mit der Bahn zu reisen kam aus Gründen nicht infrage. Also werde ich auch den bevorstehenden Jahreswechsel allein verbringen, der sicher ebenfalls ganz anders sein wird, als wie gewohnt. Wir sind nicht nur im Lockdown, sondern hier im Landkreis seit einer Woche auch noch mit einer Ausgangssperre belegt. Zwischen 21:00 und 05:00 Uhr darf sich niemand ohne triftigen Grund im Freien aufhalten. Gültig bis zum 04. Januar – vorerst. Es wird also eine sehr ruhige Silvesternacht werden – zumindest in der Theorie. Ausgang noch offen, wie so vieles dieser Tage. Es bleibt nur die Hoffnung, dass es nächstes Jahr um diese Zeit schon wieder ganz anders aussieht. Und Wein. Zum Glück habe ich noch genügend davon ;-)

Friedrich II

Das ist Friedrich, der als ältestes Kind von Friedrich I und dessen Ehefrau Louise Elisabeth am 24. Januar 1880 geboren wurde. Nach Friedrichs Geburt folgten wenige Jahre später zwei weitere Kinder – Louise und Marie. Als dieses Foto entstand, wusste Friedrich noch nicht, dass seine jüngeren Schwestern ihre 26. Geburtstage nicht mehr erleben und niemals eigene Familien gründen würden. Er wusste auch noch nicht, dass im im Laufe seines Lebens gleich zwei Weltkriege bevorstehen würden. Friedrich trat in die Fußstapfen seines Vaters, wurde Schreiner und übernahm den elterlichen Betrieb. Am 32. Hochzeitstag seiner Eltern heiratete Friedrich und wurde zwischen 1912 und 1929 sechsmal Vater. Drei seiner Nachkommen leben noch heute. Seine Eltern und Schwestern, sowie seine eigene Familie überlebten den ersten Weltkrieg und somit das Ende der Monarchie in Deutschland.

In der noch jungen Weimarer Republik wurde 1920 sein erster Sohn, Robert Friedrich, geboren. Dieser erlernte später ebenfalls das Schreinerhandwerk und führte das Erbe seines Vaters und Großvaters fort. Friedrich, seine Ehefrau und all seine Nachkommen überlebten auch den zweiten Weltkrieg und ab den 50er Jahren wuchs die Zahl seiner Kindeskinder stetig.

Einen Tag nach seinem 83. Geburtstag erblickte sein jüngstes und letztes Enkelkind, als viertes und letztes Kind seines ältesten Sohnes, das Licht der Welt. Im folgenden Jahr sein einziger Urenkel. Friedrich starb 1968 und obwohl sein Tod nun schon 50 Jahre zurückliegt, erinnere ich mich noch gut an ihn. Er war mein Großvater und ich mochte ihn sehr. Vielleicht, weil unsere Geburtstage so eng beieinander liegen, vielleicht aber auch, weil er mein einziger Großvater war.